Eine der ältesten und zugleich einfachsten Bogenform ist ohne Frage der Langbogen. Gerne wird er auch als Urbogen bezeichnet, da er meistens aus nur einem Stück Holz und einer Sehne besteht. Aber gerade dieses ursprüngliche Feeling macht den Reiz aus den viele Bogenschützen suchen – Bogenschießen ganz ohne Hightech und Hilfsmittel.

Seine Glanzzeit hatte der Langbogen im Mittelalter. Die Langbogenschützen der damaligen Zeit waren gefürchtet, wurde doch dank ihnen so manche große Schlacht gewonnen.10 bis 12 Pfeile konnte ein gut ausgebildeter Bogenschütze pro Minute abschießen, deren Reichweite 200 bis 400 Meter betrugen. Mit einem regelrechten Pfeilehagel streckten sie bereits viele Gegner nieder bevor es zum Kampf Mann gegen Mann kam.

Archäologische Funde belegen, dass damals Bögen mit über 100 Pfund (ca. 45Kg) Zuggewicht verwendet wurden. Die abgeschossenen Pfeile konnten Geschwindigkeiten von über 150km/h erreichen und hatten eine erstaunliche Durchschlagskraft. Sie durchschlugen Rüstungen und sogar dicke Holztore, doch dieses hohe Zuggewicht forderte auch ihren Tribut. Deformationen am Skelett und Verschleißerscheinungen waren die Folge dieser extremen Belastungen.

Ein Langbogen war ursprünglich so groß wie der Bogenschütze selbst. Heute spielen jedoch noch weitere Faktoren bei der Wahl des Bogens eine Rolle. Damit der Schütze und sein Bogen eine Einheit bilden sollte der Bogen möglichst optimal auf den Schützen abgestimmt sein. Und hier werden neben der körperlichen Statur auch das Zuggewicht, die Auszugslänge und die Standhöhe berücksichtigt.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Langbogens basiert zudem auf der Sehnenaufhängung. Die Bogensehne muss vollkommen frei zwischen den Bogenenden schwingen und darf den Langbogen lediglich an den Einkerbungen der Sehnenaufhängung berühren. Der Bogen samt Sehne bildet somit ein mehr oder weniger ausgeprägtes D.

Der heutige Langbogen wird wie damals ganz ohne jegliche Hilfsmittel und traditionell mit Holzpfeilen, die eine klassische Befiederung haben, geschossen. Pfeilauflagen, Visierhilfen und Stabilisatoren – Fehlanzeige. Nur durch permanentes Training wird der Schießablauf automatisiert und abgespeichert und mit der Zeit stellt sich dann auch der gewünschte Erfolg ein. Der Bogenschütze muss sich also ganz auf seine Intuition verlassen, daher spricht man beim Langbogenschießen auch vom intuitiven oder gefühlvollen Bogenschießen.